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Der Bär in der Ergotherapie

Das ist Louis, der Bär. Louis ist 5 Jahre alt und geht seit ein paar Monaten zur Ergotherapie.
Dorthin gehen viele Kinder, die in Louis’ Alter oder älter sind und manche Sachen noch nicht so gut können wie andere Kinder in ihrem Alter.
Wenn der Kinderarzt oder Kinderpsychologe den Eltern ein Rezept für Ergotherapie mitgegeben hat,  machen die Eltern einen Termin in der Praxis der Ergotherapeutin und erzählen ihr, was ihr Kind schon gut kann und was noch nicht so richtig klappt.
Die Therapeutin überlegt sich anschließend, wie man das, was dem Kind noch schwer fällt am besten übt. Das ist wichtig, damit das Kind später in der Schule genauso gut lernen kann wie die anderen.

Was Louis noch nicht so gut kann (Anamnese):

Bei Louis ist es so, dass er recht tollpatschig und träge ist. Er ist für ein Bärenkind beileibe nicht zu dick, aber er springt und hüpft nicht so viel herum wie andere Kinder. Er bewegt sich langsam und irgendwie plump.
Wenn er läuft, wirkt das sehr schwerfällig und unkoordiniert. Geht er eine Treppe rauf oder runter, setzt er immer nur einen Fuß auf die nächste Stufe und zieht dann den anderen wie ein Kleinkind nach.
Er kann nicht auf einem Bein stehen, geschweige denn hüpfen, keine Ball fangen und nur mit großer Anstrengung auf ein Klettergerüst steigen.
Louis spricht undeutlich und hat Schwierigkeiten, beim Malen einen Stift zu halten.
Er hat oft keine Lust, mit anderen Kindern zu spielen, zumal er oft gehänselt wird.
Wie schon gesagt, ist Louis gar nicht zu dick, so dass es nicht sein kann, dass er deswegen so wenig Lust hat, sich zu bewegen. Die Ergotherapeutin hat aber gesehen, dass die Grundspannung in den Muskeln, der so genannte Tonus, bei Louis zu niedrig ist. Darum spürt er sich und seinen Körper nicht richtig und kann sich auch nicht fließend koordiniert bewegen – Vieles, was er macht, sieht eben tollpatschig aus.
Das Problem mit den Muskeln sieht die Ergotherapeutin auch beim Malen: weil Louis seine Muskelspannung nicht genau einstellen (dosieren) kann,  so wie es zum Halten eines Stiftes am besten wäre, fällt es ihm z.B. schwer, sichtbare Striche auf ein Blatt zu zeichnen.
Die Ergotherapeutin hat in den ersten Wochen viele verschiedene Sachen mit Louis ausprobiert und ihn dabei beobachtet. Dabei hat sie herausgefunden, dass bei ihm die Körperwahrnehmung und die Verarbeitung von Reizen nicht richtig funktioniert. Das bedeutet, dass Louis’ Körper und Gehirn mit dem, was er erlebt, nicht so richtig etwas anfangen können. So als würde man jemanden etwas sagen und der versteht Deine Sprache nicht und kann deshalb auch gar nicht oder nur falsch antworten.
Für ein gutes Körpergefühl und dass man sich gut bewegen kann, sind drei wichtige Sinne verantwortlich: der Tastsinn (taktiles System), der Gleichgewichtssinn (vestibuläres System) und der Sinn für die Eigenwahrnehmung (propriozeptives System). Bei Louis arbeiten diese Drei noch nicht so gut zusammen wie sie es sollten.

Darum übt die Ergotherapeutin zuerst gar nicht genau die Dinge, die Louis noch nicht kann, so wie Fahrrad Fahren z.B.. Sie macht erst mal Sachen, die genau die Sinne fördern, die Louis später dann braucht, wenn er neue Dinge lernen will.

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In der Ergotherapie probiert Louis  also jetzt  viele Dinge zusammen mit der Therapeutin aus:
Hier sitzt er z. B. in der Bohnenkiste.
In den vielen kleinen harten Bohnen kann man buddeln und graben wie in einer Sandkiste und spürt seinen eigenen Körper dabei herrlich intensiv. Diese Spürreize werden an das Gehirn weitergeleitet und dort gespeichert – es merkt sich also, was Louis gerade macht und wie es sich anfühlt und weiß das auch beim nächsten Mal noch. Das, was Louis’ Gehirn dabei gelernt hat, kann es auch für andere Situationen benutzen.

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Hier probiert Louis die große Therapieschaukel aus. Hiervor hat er noch Angst, wenn er nicht gerade im Sitzen schaukelt. Im Stehen z.B. fehlt ihm die sichere Unterlage der Schaukel, die ihm das Gefühl gibt, dass nichts passieren kann. Er selbst fühlt sich noch nicht sicher genug, dass er sich auf seine Beine und Hände verlassen kann.
Wenn Louis und die Ergotherapeutin verschiedene Sachen mit der Schaukel im Sitzen und im Liegen gemacht haben, weiß sein Gehirn, wie es sich anfühlt zu schaukeln und Louis traut sich schwierigere Positionen zu
.

Im Liegen kann man auch in der Hängematte schaukeln. Wenn man sich auf dem Bauch hineinlegt, kann auch nichts passieren, aber es fühlt sich nicht mehr so sicher an, wie auf dem stabilen Brett der Therapieschaukel. Louis ist also schon ein bisschen mutiger geworden. Außerdem muss man ganz schön seine Muskeln in den Beinen, im Rücken und im Nacken anstrengen, wenn man so in der Hängematte liegt. Das ist gut, weil Louis’ Muskeln ja noch nicht so stark sind. Mit den Händen kann er sich gut Anschwung machen, weil die Schaukel tief über dem Boden hängt, und er kann auch alleine bremsen, wenn es ihm zu viel wird.
Wenn die Muskeln dann stark genug sind, bekommt Louis sogar beim Schaukeln Aufgaben, wie z.B. Ringe auf Stäbe treffen, die auf dem Boden stehen.

Hier seht Ihr, dass Louis nun sogar schon auf der Tellerschaukel allein schaukeln kann. Dabei hat er darauf gar nicht so viel Platz und außerdem wackelt sie. Aber er kann sich gut festhalten und hat sogar viel Spaß dabei!

Um ein Haus oder eine Bude bauen zu können, muss man schon viel über die Ausmaße des eigenen Körpers wissen, von der Dreidimensionalität des Raumes eine Vorstellung haben und Einiges an Materialerfahrung mitbringen.
Hier könnt Ihr sehen, dass Louis sich eine schöne kleine Höhle gebaut hat – ein perfekter Platz, um sich im Sommer vor der Hitze zu schützen! Aber kann man darin auch überwintern? Wahrscheinlich wäre es dafür besser, noch eine Wand zu bauen, damit kein Schnee reinkommt.

Bärentherapie 016In einer anderen Stunde hat Louis mit der Ergotherapeutin diese Murmelbahn gebaut. Das war ganz schön schwer, weil man hierfür sehr viele Sachen können muss:

- Man braucht ein gutes Vorstellungsvermögen (räumlich-konstruktiv), weil die Bahn ja von unten nach oben gebaut werden muss.

- ·Weil die einzelnen Teile nur lose aufeinander liegen, muss man seine Kraft genau anpassen (dosieren), wenn man beim Auflegen neuer Teile oder Einfüllen der Murmeln nicht alles wieder umreißen will.

- Die Muskelspannung (Tonus) im gesamten Körper muss schon so gut sein, dass man sich ohne Abstützen gut aufrecht halten kann, weil man beide Hände nämlich zum Arbeiten braucht.

- Auch die Hände und Finger müssen einiges leisten, wenn sie die kleinen Murmeln in die kleinen Löcher füllen wollen.

Ganz alleine konnte Louis diese schwere Arbeit noch nicht schaffen, aber hierfür ist ja auch die Ergotherapeutin da, die mithilft, wenn es schwierig wird.

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Auf diesem Photo hat Louis, der ein Linkshänder-Bär ist, ein schönes buntes Bild gemalt. Hierfür durfte er richtige Künstlerfarben benutzen!

Mit einem Pinsel und Farbe schöne sichtbare Linien auf ein Blatt zu malen, ist nicht so schwer wie mit einem Buntstift, so dass Louis schnell ein Erfolgserlebnis hat. Außerdem kann man schon mal gut üben, wie man einen Pinsel richtig hält und richtig am Tisch sitzt. Wenn er das gut kann, wird auch mit Buntstiften gemalt.

Zwischendurch darf man auch mal Pause machen, zur Eisdiele hinuntergucken und sich überlegen, welches Eis die Mama einem gleich als Belohnung kaufen darf!