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Was Louis noch
nicht so gut kann (Anamnese):
Bei Louis ist
es so, dass er recht tollpatschig und träge ist. Er ist für
ein Bärenkind beileibe nicht zu dick, aber er springt und
hüpft nicht so viel herum wie andere Kinder. Er bewegt sich
langsam und irgendwie plump.
Wenn er läuft, wirkt das sehr schwerfällig und unkoordiniert.
Geht er eine Treppe rauf oder runter, setzt er immer nur einen
Fuß auf die nächste Stufe und zieht dann den anderen wie ein
Kleinkind nach.
Er kann nicht auf einem Bein stehen, geschweige denn hüpfen, keine
Ball fangen und nur mit großer Anstrengung auf ein
Klettergerüst steigen.
Louis spricht undeutlich und hat Schwierigkeiten, beim Malen einen
Stift zu halten.
Er hat oft keine Lust, mit anderen Kindern zu spielen, zumal er oft
gehänselt wird.
Wie schon gesagt, ist Louis gar nicht zu dick, so dass es nicht sein
kann, dass er deswegen so wenig Lust hat, sich zu bewegen. Die
Ergotherapeutin hat aber gesehen, dass die Grundspannung in den
Muskeln, der so genannte Tonus, bei Louis zu niedrig ist. Darum
spürt er sich und seinen Körper nicht richtig und kann sich
auch nicht fließend koordiniert bewegen – Vieles, was er
macht, sieht eben tollpatschig aus.
Das Problem mit den Muskeln sieht die Ergotherapeutin auch beim Malen:
weil Louis seine Muskelspannung nicht genau einstellen (dosieren)
kann, so wie es zum Halten eines Stiftes am besten wäre,
fällt es ihm z.B. schwer, sichtbare Striche auf ein Blatt zu
zeichnen.
Die Ergotherapeutin hat in den ersten Wochen viele verschiedene Sachen
mit Louis ausprobiert und ihn dabei beobachtet. Dabei hat sie
herausgefunden, dass bei ihm die Körperwahrnehmung und die
Verarbeitung von Reizen nicht richtig funktioniert. Das bedeutet, dass
Louis’ Körper und Gehirn mit dem, was er erlebt, nicht so
richtig etwas anfangen können. So als würde man jemanden
etwas sagen und der versteht Deine Sprache nicht und kann deshalb auch
gar nicht oder nur falsch antworten.
Für ein gutes Körpergefühl und dass man sich gut bewegen
kann, sind drei wichtige Sinne verantwortlich: der Tastsinn (taktiles
System), der Gleichgewichtssinn (vestibuläres System) und der Sinn
für die Eigenwahrnehmung (propriozeptives System). Bei Louis
arbeiten diese Drei noch nicht so gut zusammen wie sie es sollten.
Darum übt
die Ergotherapeutin zuerst gar nicht genau die Dinge, die Louis noch
nicht kann, so wie Fahrrad Fahren z.B.. Sie macht erst mal Sachen, die
genau die Sinne fördern, die Louis später dann braucht, wenn
er neue Dinge lernen will.
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In der
Ergotherapie probiert Louis also jetzt viele Dinge zusammen
mit der Therapeutin aus:
Hier sitzt er z. B. in der Bohnenkiste.
In den vielen kleinen harten Bohnen kann man buddeln und graben wie in
einer Sandkiste und spürt seinen eigenen Körper dabei
herrlich intensiv. Diese Spürreize werden an das Gehirn
weitergeleitet und dort gespeichert – es merkt sich also, was
Louis gerade macht und wie es sich anfühlt und weiß das auch
beim nächsten Mal noch. Das, was Louis’ Gehirn dabei gelernt
hat, kann es auch für andere Situationen benutzen.
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Hier probiert
Louis die große Therapieschaukel aus. Hiervor hat er noch Angst,
wenn er nicht gerade im Sitzen schaukelt. Im Stehen z.B. fehlt ihm die
sichere Unterlage der Schaukel, die ihm das Gefühl gibt, dass
nichts passieren kann. Er selbst fühlt sich noch nicht sicher
genug, dass er sich auf seine Beine und Hände verlassen kann.
Wenn Louis und die Ergotherapeutin verschiedene Sachen mit der Schaukel
im Sitzen und im Liegen gemacht haben, weiß sein Gehirn, wie es
sich anfühlt zu schaukeln und Louis traut sich schwierigere
Positionen zu.
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Im
Liegen kann man auch in der Hängematte schaukeln. Wenn man sich
auf dem Bauch hineinlegt, kann auch nichts passieren, aber es
fühlt sich nicht mehr so sicher an, wie auf dem stabilen Brett der
Therapieschaukel. Louis ist also schon ein bisschen mutiger geworden.
Außerdem muss man ganz schön seine Muskeln in den Beinen, im
Rücken und im Nacken anstrengen, wenn man so in der
Hängematte liegt. Das ist gut, weil Louis’ Muskeln ja noch
nicht so stark sind. Mit den Händen kann er sich gut Anschwung
machen, weil die Schaukel tief über dem Boden hängt, und er
kann auch alleine bremsen, wenn es ihm zu viel wird.
Wenn die Muskeln dann stark genug sind, bekommt Louis sogar beim
Schaukeln Aufgaben, wie z.B. Ringe auf Stäbe treffen, die auf dem
Boden stehen.
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Hier
seht Ihr, dass Louis nun sogar schon auf der Tellerschaukel allein
schaukeln kann. Dabei hat er darauf gar nicht so viel Platz und
außerdem wackelt sie. Aber er kann sich gut festhalten und hat
sogar viel Spaß dabei!
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Um
ein Haus oder eine Bude bauen zu können, muss man schon viel
über die Ausmaße des eigenen Körpers wissen, von der
Dreidimensionalität des Raumes eine Vorstellung haben und Einiges
an Materialerfahrung mitbringen.
Hier könnt Ihr sehen, dass Louis sich eine schöne kleine
Höhle gebaut hat – ein perfekter Platz, um sich im Sommer
vor der Hitze zu schützen! Aber kann man darin auch
überwintern? Wahrscheinlich wäre es dafür besser, noch
eine Wand zu bauen, damit kein Schnee reinkommt.
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In einer
anderen Stunde hat Louis mit der Ergotherapeutin diese Murmelbahn
gebaut. Das war ganz schön schwer, weil man hierfür sehr
viele Sachen können muss:
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Man braucht ein gutes Vorstellungsvermögen
(räumlich-konstruktiv), weil die Bahn ja von unten nach oben
gebaut werden muss.
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·Weil die einzelnen Teile nur lose aufeinander liegen, muss man
seine Kraft genau anpassen (dosieren), wenn man beim Auflegen neuer
Teile oder Einfüllen der Murmeln nicht alles wieder umreißen
will.
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Die Muskelspannung (Tonus) im gesamten Körper muss schon so gut
sein, dass man sich ohne Abstützen gut aufrecht halten kann, weil
man beide Hände nämlich zum Arbeiten braucht.
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Auch die Hände und Finger müssen einiges leisten, wenn sie
die kleinen Murmeln in die kleinen Löcher füllen wollen.
Ganz
alleine konnte Louis diese schwere Arbeit noch nicht schaffen, aber
hierfür ist ja auch die Ergotherapeutin da, die mithilft, wenn es
schwierig wird.
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